Nach zwei Amtszeiten und drei Jahren ist Andreas Roman als Wehrführer der Gemeinde Halstenbek in Rente gegangen. Seine Nachfolger, Torsten Seck und Esfandiar Rastar, haben unserer Redaktion nach ihrer offiziellen Vereidigung erzählt, welche schönen Erlebnisse sie mit ihrem Dienst verbinden und wie sie schwere Einsätze verarbeiten.
Am Montag (25. November) sind der neue Wehrführer der Halstenbeker Feuerwehr, Torsten Seck, und sein Stellvertreter, Esfandiar Rastar, im Amt vereidigt worden. Beide haben schon in der Jugendfeuerwehr angefangen und sind seit 36 Jahren dabei. Redakteurin Manu Schmickler haben Sie erzählt, warum sie in die Feuerwehr eingetreten sind, welche schönen Erlebnisse sie mit ihrem Dienst verbinden und was Sie tun, wenn ein Einsatz an die Substanz geht.
Esfandiar Rastar: Auf das Thema Jugendfeuerwehr bin ich durch einen damaligen Freund gestoßen, der bereits in der Jugendfeuerwehr Rellingen aktiv war. Seitdem bin ich der Feuerwehr Halstenbek treu geblieben. Nach meinem Schulabschluss habe ich mich im Rahmen des Wehrersatzdienstes auch für eine gewisse Zeit für den Feuerwehrdienst verpflichtet, wobei die Verpflichtung nie der Grund war, in der Feuerwehr zu bleiben, sondern eher gut in meine Lebensplanung passte.
Torsten Seck: Ich war familiär vorbelastet. Mein Onkel war in der Feuerwehr Halstenbek und er hat mich schon als Kind oft mit auf die Feuerwache genommen. In der Schule hatte ich dann zusätzlich Schulfreunde, die bereits in der Jugendfeuerwehr waren – das hat dann den Ausschlag gegeben, selbst in die Jugendfeuerwehr einzutreten.
Torsten Seck: Jeder von uns bringt andere Stärken, Erfahrungen und Sichtweisen mit und genau das macht die Feuerwehr aus. Es ist egal, welchen Schulabschluss, welche Ausbildung oder Beruf jemand hat. Jeder kann und soll sich mit seinen Fähigkeiten einbringen, das ist gerade eine der Stärken der Feuerwehr. Wenn ich mich festlegen müsste, wären es Teamfähigkeit und Verlässlichkeit, die jeder bei der Feuerwehr von Haus aus mitbringen sollte.
Esfandiar Rastar: Man lernt bei der Feuerwehr schnell, was es bedeutet, sich aufeinander verlassen zu können. Nicht jeder ist mit jedem eng befreundet, aber wir sind alle Kameraden und Kameradinnen, und das eint uns ungemein. Es ist schon eine besondere Gemeinschaft, mit der man nicht nur viel Zeit verbringt, sondern auch herausfordernde Situationen meistert. Fachlich gesehen lernen wir über die technischen und taktischen Ausbildungen eigentlich das ganze Feuerwehrleben lang dazu. Menschlich wird man geerdet auf die Dinge, die wichtig sind im Leben.
Rastar: Ohne die Feuerwehr wäre mein Leben vermutlich komplett anders verlaufen. Ich glaube, dass meine Persönlichkeit in sehr hohem Maße durch die Feuerwehr geformt wurde. Durch sie hat sich auch mein Berufsweg ergeben – als Führungskraft im Vertrieb eines der weltweit größten Anbieter feuerwehrtechnischer Ausrüstung.
Seck: Den größten Lerneffekt hatte ich bestimmt im Bereich der Menschenführung. Die ist in der Feuerwehr aus meiner Sicht deutlich komplexer als im Job. Verschiedene Altersstrukturen, Berufsbilder und Charaktereigenschaften muss man alle unter einen Hut bekommen. Hier den richtigen Weg zu finden, war eine Aufgabe.
Rastar: Wir alle sind darauf angewiesen, dass die Familie und auch der Arbeitgeber Verständnis zeigen. Neben den vielen geplanten Terminen kommen natürlich noch die unplanbaren Einsätze hinzu. Das führt dann doch schon mal zu Konflikten. In Summe glaube ich jedoch, dass sowohl die Familien als auch die meisten Arbeitgeber die Feuerwehrtätigkeit schätzen und dementsprechend unterstützen.
Esfandiar Rastar war 12 Jahre alt, als er 1988 in die Jugendfeuerwehr Halstenbek eintrat. Seit 1994 ist er aktiver Feuerwehrmann. Ab dem 1. Januar 2025 ist er der stellvertretende Wehrleiter der Gemeinde. Foto: Manu Schmickler
Rastar: Es gibt sehr viele schöne, lustige und skurrile Ereignisse, an die ich mich erinnere. Das Besondere ist, dass man diese zusammen erlebt hat. Beim Stichwort „Zumbaparty“ etwa lachen wir heute noch. Details darf ich aber nicht verraten.
Seck: Bei dem Einsatz mit der Zumba-Party war ich auch dabei. Man erlebt viel über die Jahre. Ich wurde einmal von einer älteren Dame angewiesen, meine Stiefel vorm Betreten des Hauses auszuziehen, während ihr Dachstuhl im Vollbrand stand. Wir haben dann gemeinsam entschieden, dass sie das Haus verlässt und ich die Stiefel anbehalten darf. Neben den vielen Erlebnissen und Geschichten ist es für mich immer das Schönste, wenn wir einen Einsatz, der am Anfang unlösbar scheint, mittels Teamwork erfolgreich lösen. Das ist die große Stärke der Feuerwehr.
Seck: Insbesondere wenn Menschen zu Schaden kommen, lässt uns das natürlich nicht kalt. Ich habe aber gelernt, es nicht zu sehr an mich ran zu lassen. Dennoch bleiben einige Ereignisse fest im Gedächtnis verankert und kommen auch wieder hoch. Das ist normal und macht uns ja gerade als Menschen aus, wir sind schließlich keine Maschinen.
Rastar: In der Regel bleiben wir nach solchen Einsätzen in der Feuerwache,
reden miteinander und arbeiten den Einsatz gemeinsam auf. Unsere Führungskräfte sind für solche Situationen geschult und haben einen guten Blick darauf, ob es unter uns jemanden gibt, der mit dem zuvor Erlebten Schwierigkeiten hat. Dann haben wir weitere Möglichkeiten, Hilfe in Anspruch zu nehmen. Ich glaube, das miteinander Sprechen und Zusammensitzen hilft den meisten sehr.
Rastar: Grundsätzlich stehen die meisten Menschen der Feuerwehr sehr positiv gegenüber. Dennoch merken wir vermehrt, dass viele gar nicht wissen, dass wir das ehrenamtlich machen und nehmen unsere Hilfe teilweise als selbstverständlich wahr. Das ärgert einen schon, insbesondere wenn es eigentlich keine wirklichen Feuerwehrlagen sind, wie das einen Zentimeter hohe Wasser im Keller, was auch selbst hätte aufgewischt werden können. Oftmals erhalten wir aber auch direkt im Einsatz oder im Nachhinein ein „Danke“ und das motiviert und bestätigt, wofür man das alles macht.
Seck: Ideen und Ansatzpunkte gibt es viele. Wir müssen dabei aber realistisch bleiben, um das Ehrenamt nicht zu überlasten. Wir haben einen sehr jungen und motivierten Vorstand. Hier gilt es, Verantwortlichkeiten klug auf mehrere Schultern aufzuteilen und Prozesse durch Digitalisierung zu vereinfachen. In den kommenden Monaten werden wir Tablets auf den erstausrückenden Fahrzeugen einführen, mit einer Software zur Unterstützung der Einsatzführung. So können bereits auf der Anfahrt Objektpläne angeschaut und der nächstgelegene Hydrant festgelegt werden und vieles mehr.
Seck: Das größte Thema in den kommenden sechs Jahren wird sein, den notwendigen und politisch bereits beschlossenen Neubau der Feuerwache in die Umsetzung zu bringen. Schon jetzt finden nicht mehr alle Fahrzeuge und Gerätschaften Platz. Dazu kommt, dass der Bau nicht den aktuellen Vorgaben der Unfallkasse entspricht und dringender Handlungsbedarf besteht. Dabei geht es um die Gesundheit der Kameradinnen und Kameraden, die heute obligatorische Schwarz/Weiß Trennung ist in den aktuellen Räumlichkeiten schlicht nicht umsetzbar. Halstenbek wächst, neue Wohn- und Gewerbegebiete entstehen und damit steigen auch die Einsatzzahlen. Die Feuerwehr muss entsprechend mitwachsen, mit Technik und mit Personal. Dabei ist aus meiner Sicht wichtig, einen gesunden Mix aus Innovation und Tradition zu wahren und die extrem gute Kameradschaft zu hegen und zu pflegen.